Ein möglicher Grund für die Neigung vieler Schreiber, in zumindest melancholische Kurzphasen hineinzugeraten, hängt mit ihrer körperlichen Verfassung zusammen. Die Schwere des Körpers an sich - das dauernd spürbare Eigengewicht, wirkt wie ein Magnet, der die flugbereiten Gedanken am Boden des Somatischen fesselt. Erschwerend ist auch der Umstand, dass der Geist gewohnt ist, eine Sprechsprache vorzuformulieren. Wird dem Bewusstsein klar, dass es alles vorformuliert Sprechsprachliche ins Schriftsprachliche umwandeln muss, erlebt es einen zunächst lähmenden Konfrontationszustand. Damit ist das oft Elende aller Magisterschreibenden umrissen, die vor ihren PCs sitzen und versuchen, den Gedanken aus ihren Köpfen in die Worddateiwirklichkeit zu jagen. Einer meiner Lieblingssätze lautet: Schreiben ist ein Desaster. Natürlich muss dieser Satz - nüchtern betrachtet – falsch wirken. An sich ist Schreiben genau das Gegenteil. Nur habe ich häufig die Erfahrung gemacht, dass man gerne vom Schreiben träumt, das bald eintretende Erzählen und Philosophieren in aller Klarheit vor sich sieht, um es dann, sobald man am Schreibtisch sitzt, in Flüchtigkeit verlieren sieht. Roland Barthes pflegte seine lebenslange Sehnsucht, in einen nicht endend wollenden proustianischen Zustand zu geraten. Er strebte diesen immer an, verpasste ihn. Verpasste ihn sogar absichtlich. Vielleicht haben all diese Hemmkräfte gegenüber dem Schreiben auch etwas Gutes. Wie unüberlegt, uninspiriert, ungenau wirken doch die Texte mancher Schnellschussfeuilletonisten und gewisser Autoren.
Samstag, 7. Februar 2009
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